Mittwoch, 7. Oktober 2015

Durch den Englischen Garten Nord zum Fröttmaninger Berg

Dieses Jahr wollte es mit dem Verreisen einfach nicht klappen, ständig stand mir etwas im Weg, ob es die eigene Gesundheit war die mir eine lange Nase machte oder ob die Bahn die Fahrpläne so umänderte, daß man keinen Bock mehr hatte - wie auch immer, der Ev war nicht viel unterwegs.

Daher hab ich angefangen, als es mir wieder besser ging, die nähere Umgebung etwas ausführlicher zu erkunden und habe einige gar wunderhübsche Plätzchen gefunden zwischen denen es sich so herrlich spazierengehen läßt, daß ich sie hier nach und nach gerne vorstellen möchte.

Den Anfang mache ich heute mit einem Spaziergang durch den nördlichen Teil des Englischen Gartens, welcher so wunderschön ist, daß man, zumindest mir ging es oft so, überhaupt nicht mehr weiter möchte sondern sich in den Weiten des Areals verliert und einfach nur die Schönheit dieses Parks genießen möchte.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, zum Nordteil des Englischen Gartens zu kommen, am einfachsten für die meisten ist, denke ich, die Anfahrt bis Münchner Freiheit, dann geht man die Haimhauser Straße hinunter, vorbei an der wunderschönen Kirche St. Severin ...


... und dann leicht nach links und wieder rechts biegend läuft man direkt auf den Kleinhesseloer See zu.


Während dieser zweifellos ein Kleinod ist und wunderschön und alles, ist er doch bereits sattsam bekannt und befindet sich weiters noch im überlaufenen südlichen Teil des Englischen Gartens, von dem wir ja weg wollen.

Wir umrunden also den See und überqueren auf der Höhe der Kassa für die Ruderboote eine Brücke über die böse Straße, welche uns direkt in den nördlichen Teil hinüberführt.
Was für ein Unterschied!

Also, zunächst einmal nicht, da man auch hier sofort wieder von einem Biergarten empfangen wird, der Hirschau - so heißt eigentlich auch dieser Teil des Englischen Gartens. Nur wenige Meter dahinter gleich wieder ein Biergarten, ein Mini-Hofbräuhaus, ganz putzig aber halt sehr viele Hunde, muß man mögen ...
... aber danach ...
... endlich die vielen Menschen hinter sich lassend ...

... hier ziehen sich Wiesen um Wiesen dahin, durchbrochen von Wasserläufen, wahre Baumlandschaften wurden hier entworfen - ja, das muß man dazusagen, es ist eine künstliche 'Wildnis' die hier erschaffen wurde. Aber wie schön! Wie perfekt! Wie beruhigend für Auge und Nerven.










So kann man hier stundenlang umherstreifen, sich an den schönsten Plätzchen hinsetzen und was lesen oder eine Jause einnehmen, man kann Kastanien sammeln oder bunte Blätter, oder man kann einfach kreuz und quer umherlaufen und Fotos machen ...

Sogar ein Freiluft-Theater gibt es hier, das sogenannte Ampitheater. Dort werden in Sommer und Herbst Theaterstücke aufgeführt. Dieses Jahr allerdings gibt es keine Herbstspielzeit, angeblich wegen interner Probleme. Findet sich niemand mehr, der sich dem Ego der Leiterin unterordnen möchte oder sind ihr die Bewerber, die für lau hart arbeiten wollen, alle nicht gut genug? Werfen die Leute nichts mehr in den Hut nach der Vorstellung? Wer weiß es schon.


 Am schönsten ist es allemal wenn niemand dort ist

Ich komme gerne hierher wenn ich Sehnsucht nach der Lobau verspüre. An einem wunderschönen sonnigen Frühlings- oder Herbsttag kann man diese Sehnsucht hier wunderbar vergessen, denn schöner als hier ist es in der Lobau dann doch auch nicht - und wer mich kennt weiß, daß dies ein Kompliment ist wie es höher nicht geht. 


Was mich persönlich bei aller Begeisterung für den Park dann doch ein bissl stört sind die vielen Hunde. Wer hier durchläuft hat meist einen oder gar mehrere Hunde dabei, und wenn ich grad auf einer Bank sitze und was essen möchte, empfinde ich es doch als sehr störend wenn so ein Hundevieh dahergetrabt kommt und mitessen möchte. Ich find das unhygienisch und da könnten die Besitzer schon einmal etwas früher pfeifen, nicht erst wenn sie mich schimpfen hören.

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Wenn man sich dann bis zum linken oberen Rand durchgearbeitet hat, läuft man am Aumeister vorbei (wozu ich sowieso raten würde, die Brotzeiten sind nicht sehr appetitanregend drapiert und die Preise sind eine Unverschämtheit) durch eine Unterführung durch ...


... und entlang der Sondermeierstraße zuerst nach der Kreuzung rechts in einen Fußweg einbiegend ...
 

 ... sodann vorbei an prächtigen Villen ...


... und Kleingärten ...


... bis zu einem kleinen Gastgarten, wo man wunderbar einkehren kann und auch lecker speisen (türkische Küche), da muß man sich nicht in den überfüllten Aumeister hineinquetschen und einen labbrigen überteuerten Obatztn oder einen komischen Schweinsbraten essen.
Hier gibt's Zaziki oder Bauernsalat, natürlich auch Deftiges, ganz wie man mag. Und man hat immer Platz. Vielleicht kommen die Leute erst abends, ich weiß es nicht, aber ich hatte bisher immer den gesamten Gastgarten für mich alleine.


Hier endet dann nach ein paar Metern die Straße und man biegt nach rechts ab und quert ein kurzes Waldstück ...


... bis man zu einer Brücke kommt ...


... und kurz danach auf einen breiten Fahrweg.


Diesem folgt man ...


... und folgt man ...


... bis man an eine Kreuzung kommt.


Hier geht's scharf links an einem Kanal entlang ...




... dann durch ein weiteres Wäldchen bis zur Moschee und dort über die Straße.


Hier hält auch der Bus 181 (ab Studentenstadt durch Freimann bis hierher) falls man seine Wanderung einmal hier beginnen möchte oder einfach danach weiter über die Fröttmaninger Heide gehen will. Allerdings fährt der Bus nicht sehr oft, also Uhr mitnehmen nicht vergessen.

Nun sieht man bereits das Windrad auf dem Fröttmaninger Berg, und hat nach wenigen Schritten sein Ziel erreicht:


Ich find die ollen Schilder immer total abtörnend, man bekommt das Gefühl, daß an jeder Ecke Unheimliches lauert, das stört die Entspannung doch ungemein. Dann das ständige Gesause der Fahrzeuge auf der Autobahn - also so richtige Freude will hier nicht aufkommen, aber die Kirche ganz hinten im Eck ist immer wieder ein Magnet für mich, man sitzt dort so gut.


So direkt unter dem Windrad ist es auch nicht sehr gemütlich, die riesigen Rotorblätter KÖNNTEN ja durchaus grad in dem Moment irgendwie locker werden und runterfallen.


Das hier ist KEINE Kirche, das schaut nur so aus wie eine Kirche und wurde von einem Witzbold geschickt an den Hügel rangebaut. Das 'Kunstwerk' hat natürlich auch einen Titel: 'Versunkenes Dorf'. Weil hier eben einmal die Siedlung war, die zu der Kirche gehörte, die noch immer einsam und verlassen ganz hinten auf dem Hügel thront.

Wäre es nach den Politikern gegangen, wäre auch sie längst verschwunden - aber die Leut haben sich hingestellt und gesagt: Ja zinesn, dann schiebts halt eure g'schissene Autobahn ein paar Meter weiter raus und laßt unsere Kirche wenn schon nicht im Dorf dann wenigstens hier stehen!!!

Und so geschah es, und die Kirche ist nach wie vor da wo sie immer war.



Der Engel paßt auf die Gräber auf ...


... und der Jesus auf die Toten.

Leider ist die Kirche geschlossen. Man sollte zwar glauben, hier kommen eh nicht soviele Leute vorbei, aber nachdem die letzten Höfe dem Müllberg gewichen waren, stand die Kirche einsam auf weiter Flur, wurde vernachlässigt und schließlich geplündert. Offenbar war noch genug wertvolles Zeug drin daß es so richtig wehtat, seither ist abgesperrt und nur wenn Gottesdienst abgehalten wird - und vorher Führungen - wird aufgesperrt.

Macht aber fast garnichts, um die Kirche herum sind einige Bänke plaziert auf denen man gemütlich sitzen und vor sich hinsinnen kann. Die Autobahn schmälert den Genuß natürlich nicht unerheblich, aber was will man machen. Wenn mich keiner zum König wählt so daß ich als erstes einmal die ganzen gräßlichen Autobahnen stillegen lassen kann *schmoll* ...


Hinter der Kirche steht ein Kastanienbaum der wunderschöne Früchte trägt. Da kann man sammeln bis die Taschen platzen ...


Es fahren auf den Hügeln sehr viele Mountainbiker umeinander. Hier eins der Opfer. Man muß halt immer rasen, wenn schon nicht auf der Autobahn dann immerhin mit dem Fahrrad.
Daher sieht man leider immer wieder tote Maulwürfe umeinanderliegen. Die sehn ja nix, wandern arglos über den Weg und *pfumpf* das war's dann gewesen mit dem kurzen Leben.


Sonst ist es schon ganz schön hier oben, auf der drüberen Seite hört man auch die Autobahn nicht so arg und von ganz oben hat man eine herrliche Aussicht:



Schaut fast aus wie wenn man auf der Bellevue-Wiese steht und über Wien schaut. Dort gibt es ja auch einen Kastanienbaum der riesige Kastanien trägt.




Wenn man dann fertiggeschaut hat und es Zeit wird nach Hause zu gehen, kann man recht einfach an den Kesseln von Großlappen vorbei ...


... in Richtung U-Bahn marschieren ...


... zuvor wird noch die böse Autobahn überquert.


Und hier winkt endlich das Ziel der heutigen Wanderung, der Bahnhof Fröttmaning.


Wie immer hier die Links zu weiteren Bildern zur gefälligen Delektation:

Hirschau im Herbst 2015

Vom Englischen Garten zum Fröttmaninger Berg


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