Sonntag, 3. Januar 2016

Wanderung nach Oberschleißheim

Nach Oberschleißheim bin ich schon total oft gegangen, leider gibt es von diesen Spaziergängen kaum verwertbares Bildmaterial, weil meist das Wetter nicht so toll war. Und wenn doch, dann nicht lange, spätestens wenn man im Schloßpark angelangt war, war der Herr Sonn müde und ist hinter'm Vorhang verschwunden.

Daher nun ein Winterspaziergang, der ja in diesem Winter, zumindest im Dezember, doch eher ein Frühlingsspaziergang war.

Ausgangspunkt ist die Haltestelle Dülferstraße.


























Am  Schönsten spaziert es sich in der Mitte der Straße, die ab hier nicht mehr so sehr befahren ist, man kommt also locker rüber.


























Früher fuhr hier eine Straßenbahn, allerdings nicht direkt in die Stadt sondern irgendwie nach links Richtung Kieferngarten. Hab neulich ein Buch gelesen von einem Mädel das im Frauenholz aufgewachsen war, das muß früher eine halbe Weltreise gewesen sein vom Hasenbergl in die Stadt. Kann man sich heute garnicht mehr vorstellen, mit der U-Bahn kommt man schwupps überallhin.


























Die ehemalige Endstelle ist nun ein Spiel- und Begegnungszentrum.


















































Sogar ein Bücherregal ist aufgetaucht - was ich allerdings nicht so ideal finde, denn durch das offene Herumliegen sind die meisten Bücher feucht und mouldy geworden, das bringts doch nicht, Leute! Vor allem weil ein paar Meter um die Ecke ein Tauschbuchladen ist, wo auch vor der Türe Bücher stehen die man einfach nehmen kann, die kommen dann aber nachts rein und haben es warm und trocken.

Hab mir natürlich dennoch ein Buch mitgenommen, das ließ sich noch gut blättern und war ganz unterhaltsam.

























Nun müssen wir über die Ampel und noch ein Stückerl gradaus die Fortnerstraße entlanggehen ...


























... bis wir zur Kirche Mariae sieben Schmerzen kommen. Selten blöder Name, aber drinnen hängen extrem ausgefallene Kreuzwegsbilder, also wer vorbeikommt: Unbedingt reinschaun, ist normal immer offen.



Momentan wird aber grad renoviert, die Fußbodenheizung ist kaputt. Is natürlich schlecht im Winter.


Hier links befand sich früher die Siedlung am Frauenholz. Hübscher Name, aber wenn man dann erfährt, daß in dem Wäldchen, durch das früher natürlich noch keine Autobahn führte, den Frauen regelmäßig Gewalt angetan wurde, dann kriegt das Ganze einen ziemlich unguten Beigeschmack. Wenn man dann noch weiters erfährt, daß die damals dort angesiedelten Menschen großteils aus der Au kamen, wo sie sich kleine feine Häuschen gebaut hatten, dort aber den Stadtvätern dann mit ihren kleinen feinen Häuschen total im Weg waren weil die große unfeine Häuser dorthin bauen wollten - und daher mit großen Versprechungen dazu gebracht wurden, diese ihre Häuschen zu verlassen und letztendlich in unbeheizbaren Baracken am Waldrand gelandet sind, dann kriegt man einen unheimlichen Grant. Die großen Versprechungen wurden dann nie oder zumindest erst viel, viel später eingelöst.

Mittlerweile wurde das natürlich alles abgerissen und man hat 'richtige' Häuser hingestellt.


























Von der Autobahn hört man kaum was, weil eben noch ein Waldstreifen dazwischen ist und auch ein paar Schrebergärten.



Weiter hinten öffnet sich dann auch gleich wieder ein Naturschutzgebiet ...


























Hier hört man zwar die Autobahn mehr als deutlich, aber optisch macht's schon gut was her.


























Aber das nur am Rande, wir gehen da nicht hinter sondern nach der Kirche gradaus weiter,




























und kommen nach wenigen Schritten an der 'Außenstelle' vorbei, hier werden auch manchmal Gottesdienste abgehalten, das nennt sich dann Waldgottesdienst.



Kurz danach queren wir die böse Autobahn ...


























... und müssen uns bald darauf entscheiden: Links oder rechts?



Interessanterweise hat der Wegweiser, wie Wegweiser nun einmal sind, die Option 'rechts' überhaupt nicht mehr im Angebot. Dabei ist dieser Weg doch viel, viel schöner.
Gut, linksrum mag es ein bissl kürzer sein und man kommt am Flugzeugmuseum vorbei, aber ansonsten ist der Weg urfad und geht großteils durch den Wald, das möchte man an so einem schönen, sonnigen Tag natürlich nicht haben.
Also nach rechts!



















































Nach ein paar Metern macht der Weg eine Kurve und wir kommen wieder auf eine depperte Straße.


























Weil das blöde Volk halt keine zwei Meter mehr zu Fuß gehen kann, außer sie haben zwei Stecken mit denen sie wichtig umeinanderwedeln können, man muß ihnen daher überallhin eine Straße bauen. In Amerika, so hab ich gelesen, KANN man in den meisten Städten garnicht mehr zu Fuß gehen, selbst wenn man möchte. Das ist einfach nicht vorgesehen. Das geht soweit, daß man von einem Einkaufszentrum in das danebenliegende mit dem AUTO fahren muß, weil für Fußgänger einfach kein Weg da ist. Gibt's nicht. Das Auto kann von einem Parkhaus in das andere fahren, aber wer gehen will der kommt einfach nirgends durch.

Bill Bryson, der ja lange in England gelebt hatte, wollte dann, zurück in Amerika, auch dort in der Früh seine Semmerln holen gehen, wie man das in Europa eben so macht. Ja glaubst das geht einfach? Ständig hat wer angehalten und gefragt, ob das Auto kaputt ist und ob man ihn mitnehmen soll. Nein, er möchte einfach nur das kurze Stück zu Fuß gehen. Blankes Unverständnis.

Aber ich schweife schon wieder ab. Wir gehen also ein Stück an der unvermeidlichen Straße entlang ...


























... da vorne sieht man schon den Fußweg, mit dem man ein gutes Eck abschneiden kann ...


























... wobei man natürlich nun auch fragen könnte, warum man ein gutes Eck abschneiden soll, wenn etwas gut ist, dann besteht doch kein Grund, es abzuschneiden außerdem tut ihm das sicher weh und ... Käthe, bitte laß mich jetzt hier weitermachen!

Wir biegen also in den Fußpfad ein ...


























... und befinden uns wieder mitten im Naturschutzgebiet, es sind auch überall Nistkästen aufgehängt, damit die Vögel nicht am Ende auf die Idee kommen, das lästige Nisten einfach mal bleiben zu lassen wenn ihnen am Ende doch wieder das Eichhörnchen die Eier klaut. In so einen Kasten kommt der böse Nesträuber jedenfalls nicht rein. Wobei sich die Frage stellt, warum das Nesträuber heißt, wo sie doch in den seltensten Fällen das Nest mitnehmen sondern mehr am Inhalt interessiert sind, also wenn schon dann NestAUSräuber und ... KÄTHE!!!


























Am  Ende des Pfades wenden wir uns nach links, weil rechts schmollt ja das abgeschnittene gute Eck.


























Ist das nicht ein wunderschöner Weg?


























Viel heller und freundlicher als der andere.
Nach einer Weile kommt man an eine Kreuzung ...

























... und muß sich wieder entscheiden: Gradaus weiter oder rechts? Diese Wahl ist in der Tat eine schwere, denn beide Routen sind wunderfein zum Gehen.
Auf den Bankerln kann man auch erst einmal eine Weile rasten und es sich überlegen.


























Das mit dem Klausenweg ist auch wieder so ein Schmarrn, den sich irgendwelche übereifrigen Landschaftspfleger ausgedacht haben. Gut, da WAR mal was. Aber es ist WEG. Welchen Sinn macht es also, alle paar Kilometer einen Gedenkstein aufzustellen auf dem draufsteht, was hier irgendwann mal GEWESEN IST? Die Landschaft ist auch so wunderschön, da muß man mit so einem Unfug nicht noch mehr Leute anlocken, es laufen grad schon genug umeinander.

Wir biegen also nun nach rechts ab, und gehen auf eine traumhafte Birkenallee zu.


























Gut, eigentlich keine Allee, es stehen ja nur auf einer Seite Bäume, aber jedenfalls traumhaft.

Auch hier sind Nistkästen aufgehängt.


























Auf den Baumstamm kann man sich setzen, aber er ist meistenteils ziemlich unbequem.


























Was aber wurscht ist wenn einem nicht grad das Schuhbandl aufgegangen ist, weil jetzt kommt ja gleich der Friedhof.



















































Im  Großen und Ganzen ist der Friedhof nicht weiter erwähnenswert, die von außen so anziehend wirkende Jakobuskapelle ist immer zu, also total jedes Mal wenn ich da vorbeikomme ist die zu, das macht keinen Spaß. Angeblich ist die ewig alt, am Eck vorn ist auch gleich wieder ein wichtiges Taferl wo das alles schön draufsteht, aber was hat man davon wenn man nicht reingucken darf????????????????




























Aber es gibt ein Klo, sehr wichtig. Für alles will man ja dann doch nicht unbedingt ins Gebüsch gehen.


























Und hier wieder unser Klo-Selfie:




























Hier wohnen die ganz g'scheiten Vögel, die haben extra einen Zeitungskasten dabei:


























Und ein wirklich schönes Grab hab ich entdeckt, mit einer Figur die man nicht oft sieht, also ich hab die bisher erst einmal und zwar auf dem Innsbrucker Ostfriedhof gesehen.


























Wir gehen jetzt wieder aus dem Friedhof raus ...


























... und dann zunächst gradaus weiter ...


























... bis zur Hauptstraße vor ... und siehe, dahinten sind die Schafe!


























Fernrohr raus:


























Denen bin ich schon total oft begegnet, einmal kam ein alter Mann entlang, der hat mir erzählt er unterhält sich öfter mal mit dem Schäfer, das ist ein gescheiter Mensch weil er meist irgendwo im Schatten sitzt. Die Schäferin, die mit der Herde auf der Nordhaide unterwegs ist, die sitzt dagegen nie, die rennt den ganzen Tag hinter ihrer Herde her.

Wir biegen nun nach links ab, werfen einen Blick zurück auf den Friedhof und die danebenliegenden Gebäude, hauptsächlich die Friedhofsgärtnerei ...


























... und weiter vorn sehen wir den Hof Hochmutting.


























Sonst ist da weit und breit nix und ich hab mich immer gewundert, wo die ganzen Leut auf dem Friedhof herkommen, bis ich geschnallt hab, daß das der Oberschleißheimer Friedhof ist. Die haben ihre Toten wohl lieber weiter weg. Da wenn einer kein Auto hat, der kann schaun wie er das macht mit der Grabpflege.


























Hier im Bauernhof waren angeblich im Krieg auch ein paar Häftlinge aus Dachau untergebracht, als Teil eines Bombenräumkommandos. Also das Kommando hatten die Bösen, und die Drecksarbeit durften die Sträflinge machen, so nach dem Motto wenn die hochgehen ist's nicht schad drum. Irgendwie schaut das Haus auch noch dementsprechend düster drein.

Hinter dem Hof sieht man manchmal Pferde auf der Weide, wenigstens was für's Auge, aber jetzt im Winter sind die auch lieber drinnen.

Wir biegen nun nach rechts ab damit wir an der hinteren Pforte in den Park reinkommen, wenn man vorn reingeht muß man erst hinter und dann wieder vor, viel zu umständlich. Hinten beim Berglwald ist schon auch eine Bushaltestelle, aber da fährt nur unter der Woche was und das auch nicht SO oft daß es wurscht wär wann man hinkommt.

























Da hinten links sehen wir die Stelle, wo der andere Weg rauskommt, also wenn wir bei unserer Bank vorhin gradaus gegangen wären und den Friedhof ausgelassen hätten. Von dort kann man über den Acker abkürzen bis hierher.


























So  richtig offiziell ist diese Abkürzung nicht, weiter hinten steht nämlich dieses Schild, da bekommt man schon ziemlich deutlich mit, daß hier jemand absolut keinen Bock draufhat, daß ihm die Leut auf dem Acker rumtrampeln ...


























... aber das traut sich hier hinten eh keiner. Alle haben Angst vor dem Hund. Huhu, was mag das nur für ein böser Hund sein, der Tag und Nacht am Feld lauert und nur drauf wartet, bis sich ein kleiner Spaziergängerzeh unerlaubt vom Weg entfernt und den heiligen Ackergrund betritt ...

Wir sind entsprechend eingeschüchtert und gehen brav gradaus ...


























... es zaht sich a bissl, zwischendrin kann man sich aber auch mal setzen ...


























... und so oder anders rückt das Ziel bald näher.




















































Dort drüben ist ja der Flugplatz wo furchtlose Menschen in ihren Propellermaschinen umeinanderfliegen, und das meist recht tief, da hat man schon manchmal das Gefühl, man muß den Kopf einziehen wenn so ein Teil über einen hinwegbraust.


























Nun stehen wir aber endlich vor dem hinteren Tor und können in den wunderschönen Schloßpark eintauchen:


























Wobei das mit dem Eintauchen natürlich nicht wörtlich gemeint ist, daher gleich mal ein Warnschild für alle die der Meinung sind, auf dem Wasser gehen zu können:


























Interessanterweise ist über dem nächsten Kanal keine Eisschicht, aber auch hier lauert ein Aufpasser:


























Im  Hintergrund taucht das Schloß Lustheim auf ...


























... und obwohl von der einst prächtigen Anlage kaum mehr etwas übrig ist, schaut es aus der Nähe doch noch immer sehr, sehr imposant aus.


























Drin war ich allerdings noch nie, auf dem Taferl am Eingang steht immer was von Porzellansammlung, und ich muß gestehen, daß mich das Geschirr anderer Leute herzlich wenig interessiert, mir langt mein eigenes wenn ich es saubermachen muß.
Aber bei Gelegenheit werd ich irgendwann doch mal reinschaun, der Saal drinnen soll doch sehr beeindruckend sein.
Wer mehr wissen will findet alles Wissenswerte hier auf den Seiten der Bayerischen Schlösserverwaltung:
Geschichte Schloß Lustheim

Wir wenden uns nun wieder nach vorn, Richtung Neues Schloß. Der Kanal ist ebenfalls zugefroren, also nix mit Gondelfahren momentan.


























Das ist nämlich der neueste Unfug: Man kann sich - also im Sommer natürlich - um 60 Euro eine Gondelfahrt gönnen. Sechs Leute dürfen mitfahren, also wenn man fünf andere Trotteln findet die da ein bissl auf dem kurzen Stückl rauf- und wieder runterfahren wollen, dann zahlt jeder einen Zehner, das geht sich budgetär auch für Normalbürger aus. Aber für einen oder zwei Leute ist das schon scheißteuer. Immerhin, für die G'stopften eine ganz nette Idee, wie sie die Auserwählte beeindrucken können. Wenn die dann errötet und verzaubert ist anstatt zu fragen ob er nicht ein bissl spinnt, dann weiß der spendable Gentleman, daß er die Richtige gefunden hat, die sich auch in Zukunft von ihm alles Mögliche aufdrucken laßt. Ob der Schuh auch paßt ist dann sekundär, sie muß ja nicht laufen, sie wird gefahren.

Natürlich hat sich auch dieses Mal das Wetter sofort verschlechtert, kaum daß ich ein paar Meter gegangen war, der Herr Sonn fing an zu schwächeln und es wurde sofort spürbar kälter.


























Aber am Kanal entlang lief es sich dann doch noch sehr vergnüglich, die Kinder haben von den Seiten Eisplatten losgeschlagen und begeistert quer über den Fluß geschmissen, das hat so schön gesplittert, und ich hab Steinchen gesammelt und hier und da ins Wasser plumpsen lassen - vorher immer geraten ob die Stelle gefroren ist oder nicht. Naja, da hab ich mich ein paarmal sauber vertan. Als Fischer in der Arktis hätte ich keine Zukunft, aber das haben Fischer in der Arktis wohl generell nicht - und außerdem müssen die ihre Löcher eh selber hacken, da ist IMMER gefroren. Von daher ... wurscht.





Die Fontänen waren natürlich weg, was das untere Ende insgesamt etwas leer aussehen ließ ...

... aber dafür kamen überall die Stiefmütterchen raus.

Ich kann mir nicht vorstellen, daß das so geplant war, daß die im Dezember das Blühen anfangen. Muß der Gärtner dann im Frühling wieder von vorne anfangen? Bei dem weitläufigen Gelände sicher kein Spaß.

Ich bin dann Richtung S-Bahn gewandert, die katholische Kirche wie immer fade und kahl ...

... sowohl von außen als auch von innen.

Aber dort hinten am Waldrand steht ja noch eine Kirche, die ihren spitzen Turm hoch über das Häusermeer hinauspiekt, so daß man sie auch von weither sieht.

Na und da war ich vielleicht überrascht: So eine wunderschöne Kirche! Drinnen empfängt einen wohlige Wärme (beheizte Sitzbänke) und leise, angenehme Musik.
Hier läßt es sich aushalten!

Wie ich aus dem Kirchenführer erfuhr, ist die Trinitatiskirche so ziemlich genauso alt wie ich, und es war für mich total interessant zu lesen, wie schwer es die Evangelischen früher hier hatten, weil ja fast alle Leut katholisch waren und sie sich daher nur alle paar Wochen mal in irgendwelchen winzigen Gemeinderäumen treffen konnten, da die wenigen Pfarrer viele Orte zu betreuen hatten und nicht so oft vorbeischauen konnten. Es hieß dann immer, sie sollten halt nach München reinfahren wenn sie öfters einen Gottesdienst besuchen wollen, das wär ja nicht so weit.
Aber 1964 haben sie dann doch ihre Kirche bekommen, und was für eine schöne! Da hat sich das Warten doch gelohnt. 

Hier steht bei der Krippe dann auch endlich mal ein Esel.

Wenn man sich die Krippen heutzutage so anschaut: Jesus, klar, Hirten, Engel, Ochsen alle da, aber keine Esel! Werden die immer geklaut oder was ist damit? 

Nun denn, hier endet dieser zwar kalte, aber doch sehr nette Ausflug, und am Ende wie immer der Link zu den übrigen Fotos: